bpa-Landesvorstand Hessen über die große Bedeutung internationaler Fachkräfte für die Pflege

7. September 2025

„Dann können wir die Einrichtung schließen, wir können die Tagespflege schließen und wir können den ambulanten Dienst schließen“

Marion Gnidtke, Geschäftsführerin des G&G Pflegedienstes in Ahnatal und Mitglied im bpa-Landesvorstand Hessen macht bezüglich dem zunehmenden Fachkräftemangel in der Pflege klar: "[...] Wir brauchen ausländische Mitarbeitende. Wir brauchen Mitarbeitende in allen unseren Bereichen. [...]". Nicht nur kurzfristig werden laut Fr. Gnidtke Fachkräfte benötigt, sondern es müsse eine Willkommenskultur gefördert werden. Eine Mitarbeiterin der Unternehmerin stellt klar: „Wir müssen einfach Leute einstellen. Ob die aus Afrika kommen, ob die aus Asien kommen - wir sind alle Menschen“. 
Weiterlesen hier.
3. Oktober 2025
Der Pflegebereich gehört zu den Sektoren, in denen Deutschland bereits heute deutlich Personalengpässe spürt — und in denen die Lücke laut mehreren Studien und Prognosen in den kommenden Jahren weiterwachsen dürfte. Dieser Beitrag fasst die aktuelle Lage, die wesentlichen Treiber, Prognosen, politische Antworten und praktikable Handlungsfelder zusammen. Aktuelle Lage Deutschland hat derzeit mehrere Millionen Pflegebedürftige; die Zahl ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen (1) . 2024 waren rund 1,7 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig in Pflegeberufen beschäftigt; die Nachfrage übersteigt jedoch die verfügbaren Arbeitskräfte, viele Stellen bleiben unbesetzt (2) . Die Zahl der Ausbildungsanfänger in Pflegeberufen ist gestiegen, doch Experten sehen weiter Lücken bei Ausbildungsplätzen, Verbleibquoten und Praxisbedingungen (3). . Warum der Mangel weiter wächst Demografischer Wandel ist ein zentraler Treiber: Die Gruppe der Älteren wächst kräftig, sodass der Bedarf an Pflegeleistungen mittel- und langfristig steigt (4) . Zugleich altert die Belegschaft in der Pflege selbst; altersbedingte Ausscheidungen, hohe Arbeitsbelastung und Teilzeitquoten reduzieren die effektive zur Verfügung stehende Arbeitszeit. Regionale Unterschiede verschärfen die Lage: In ländlichen Regionen sind Besetzungsprobleme oft stärker ausgeprägt (5) . Prognosen für die nächsten Jahre Vorausberechnungen zeigen, dass der personelle Bedarf in der Pflege deutlich zunehmen kann: Im Vergleich zu 2019 werden bis 2049 je nach Bereich mehrere hunderttausend zusätzliche Pflegekräfte benötigt (z. B. im stationären Bereich rund +39 % gegenüber 2019), sodass erheblicher Mehrbedarf entsteht, wenn nichts Gegenteiliges geschieht (6) . Analysen von Forschungsinstituten und Stiftungen warnen vor einer Lücke von mehreren Hunderttausend Vollzeitkräften bis 2030 unter dem aktuellen Trend (7), ( 8) . Welche Maßnahmen diskutiert werden Zur Entlastung und Schließung von Lücken werden mehrere Hebel diskutiert: bessere Arbeitsbedingungen und höhere Entlohnung, Ausbau und Qualitätsverbesserung der Ausbildung, gezielte Anwerbung und Integration qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland, technologische Entlastung durch Digitalisierung und Assistenzsysteme sowie neue Versorgungsmodelle (stärker ambulant, mehr Delegation und Prävention). Jede Maßnahme hat Vor- und Nachteile; die kombinierte Umsetzung ist am wirkungsvollsten (9), ( 10), ( 11) . Unterschiede nach Sektor und Region Stationäre Langzeitpflege, ambulante Dienste und Krankenhäuser sind unterschiedlich betroffen; die Langzeitpflege zeigt oft die stärksten Engpässe. Ländliche Gebiete haben größere Rekrutierungs- und Bindungsprobleme als städtische Regionen (7), ( 5) . Szenarien bis 2030/2040 Bleiben Politik und Praxis beim Status quo, ist mit deutlich wachsenden Versorgungslücken, regionalen Engpässen und zusätzlichem Druck auf die verbleibenden Pflegekräfte zu rechnen. Werden Ausbildungskapazitäten, Arbeitsbedingungen, Zuwanderung und Digitalisierung konsequent verbessert, lässt sich der Anstieg abmildern — die demografische Entwicklung bleibt jedoch ein starker, struktureller Faktor (6), ( 3) . Fazit Der Fachkräftemangel in der Pflege ist eine strukturelle Herausforderung mit kurz-, mittel- und langfristigen Komponenten. Entscheidend ist eine Kombination aus Maßnahmen: Ausbildungsoffensive, bessere Arbeitsbedingungen, gezielte Fachkräftezuwanderung, sinnvolle Digitalisierung und neue Versorgungsmodelle. Nur so lässt sich verhindern, dass die Versorgungslücke zur Regel wird. Quellen: 1. Statistisches Bundesamt (Destatis): Pflege — Überblick und Zahlen zu Pflegebedürftigen https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Pflege/_inhalt.html 2. Bundesagentur für Arbeit: Arbeitsmarktsituation im Pflegebereich (Blickpunkt Arbeitsmarkt / PDF) https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Statischer-Content/Statistiken/Themen-im-Fokus/Berufe/Generische-Publikationen/Altenpflege.pdf 3. Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB): Informationen zur Pflegeausbildung https://www.bibb.de/de/82236.php 4. Statistisches Bundesamt (Destatis): Bevölkerungsvorausberechnung / Demografische Projektionen https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Bevoelkerungsvorausberechnung/_inhalt.html 5. Bundesagentur für Arbeit: Fachkräfteengpassanalyse (regionale Daten) https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Navigation/Statistiken/Interaktive-Statistiken/Fachkraeftebedarf/Engpassanalyse-Nav.html 6. Statistisches Bundesamt (Destatis): Pflegekräfte-Vorausberechnung bis 2049 https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Bevoelkerungsvorausberechnung/pflegekraeftevorausberechnung.html 7. Bertelsmann Stiftung: Pflegereport 2030 https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-projekte/abgeschlossene-projekte/pflege-vor-ort/projektthemen/pflegereport-2030 8. Institut der deutschen Wirtschaft (IW) / KOFA: Fachkräftesituation in Gesundheits- und Sozialberufen https://www.iwkoeln.de/studien/franziska-arndt-jurek-tiedemann-dirk-werner-die-fachkraeftesituation-in-gesundheits-und-sozialberufen.html 9. Bundesministerium des Innern (BMI): Fachkräfteeinwanderungsgesetz https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/kurzmeldungen/DE/2023/06/fachkraefteeinwanderungsgesetz-bt.html 10. Bundesministerium für Gesundheit (BMG): Digitalisierungsstrategie für Gesundheitswesen und Pflege https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/digitalisierung/digitalisierungsstrategie.html 11. Bitkom: Digitale Pflege (Studie, PDF) https://www.bitkom.org/sites/default/files/file/import/181023-Digitale-Pflege.pdf